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Parteigeschichte des Liberalismus Im Anfang waren weder Liberalismus noch Traditionalismus poli– tische Parteien, sondern weltanschauliche Strömungen. M~t der Thronbesteigung Philipps V. begann der Siegeszug der französi– schen Ideen in Spanien. Die französischen Besat,ungstmppen und noch mehr die „ökonomischen Gesellschaften der Freunde ,des Lan– des", die sich der Pflege der Künste und der Förderung des Fort– schritts widmeten, erleichterten ihre Verbreitung. 1764 gründete der Herzog von Floridablanca die „Baskische Gesellschaft", die auf der ganzen Halbinsel Schule machte; Vereinigungen ähnlicher Art trieben die wirtschaftliche Entwicklung energisch voran, verursach– ten jedoch durch die Propagierung Destutt d,e Tracys, Quesnays, Turgots, Mirabeaus und Adam Smiths bedeutende ideologische Schädigungen 1 • nur zum Teil veröffentlicht hat. Nach seinem Tode, sogar bis in die lel3ten Jahre, haben Schüler in äußerst dankenswerter Weise seine hinterlasseneo Werke herausgegeben. Der Nachlaß scheint aber noch nicht erschöpft zu sein. vVenn man auch nicht geneigt sein wird, das System Krauses oder auch nur seine Grundlehren anzunehmen, so wird doch anerkannt werden müssen, daß er von hohen Ideen und von tiefstem sittlichen Ernst erfüllt war und daß man aus seinen Werken eine Fülle anregender Gedanken gewinnen kann." "Krause hat alle Teile der Philosophie bearbeitet und versucht, den Pantheis– mus des Identitätssystems zu einer All-in-Gott-Lehre oder dem Pan e n t h e - i s m u s umzugestalten, indem er glaubte, die Vereinigung des Subjektivismus Kants und Fichtes mit dem Absolutismus Schellings und Hegels gefunden zu haben. Das Wesentliche seines Systems ist die reine, ganze, ungeteilte Grund– erkenntnis oder Grundanschauung: Gott oder Wesen, und die Wissenschaft davon ist Wesenlehre oder Gotteslehre. In der Ethik hat er mit seiner Be– tonung des Sa13es, daß das Gute als Gutes gewollt und getan werden soll, und mit seiner Hervorhebung der Freiheit viel Ähnlichkeit mit Kant. Der Zweck der Menschheit ist ein allgemeiner Menschheitsbund, ein Ideal, das erst ganz und rein erkannt sein, von einigen gepflegt sein muß in inniger Freund– schaft, bis sich der Verein über Famfüen, Stämme und Völker verbreitet ... Die Verbreitung und die genauere KenntIJJis der Ansichten Krauses ist durch seine eigentümliche Terminologie, die erst recht deutsch sein wollte, sehr be– schränkt word,en. In auß,erdeutschen Ländern, namentlich in Spanien, war Krause lange J ~hre viel bekannter und geachteter als ,in seinem Vaterlande." (Überweg: Grundr. d. Gesch. d. Philosophie, IV. Teil von T. K. Oesterreich: Die deutsche Philosophie des neunzehnten Jahrhunderts und der Gegenwart, S. 104 und 102 f.; 13. Aufl. Tübingen 1951.) In Spanien wurde Krauses Philosophie durch einen seiner Schüler, Sanz del Rfo, eingeführt; sie entwickelte sich nach Kraiuses Tode dort zu einer außer– ordentlich einflußreichen Schule und in einigen Vertretern geradezu zu einer Sekte. 1 Menendez Pelayo a. a. 0. V, S. 261 ff. - Sh. auch Suarez Verdaguer: Genesis del liberalismo espaiiol, Arbor VII (1947), S. 351. 20

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