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neunzehnten Oktober", sagt Menendez Pelayo, ,,billigte man schließlich den ersten Artikel mit siebzig gegen zweiunddreißig Stimmen, während sich ,die Di,skussion und ·die Abstimmung über die übrigen Punkte bis zum fünften November hinzog. Dort wif'd völlige Freiheit beim Verfassen und Vervielfältigen politischer Schriften proklamiert und ein oberster Gerichtshof oder Rat für Press,evergehen eingeset,t. Die Werke über religiöse Gegenstände bLeiben der Zensur unterworfen, freilich ohne daß die Inquisition erwähnt wäre, wie es der estremefiische Abgeordnete Riesco ver– langte, der Inquisitor zu Llerena war" 31 • In der Tat war die Inquisition, wie man an der Ausbreitung des Jans,enismus erkennen kann, längst unwirksam geworden. ,,Ver– geben.s", sagt Menendez Pelayo, ,,häuften sich ihre Edikte. Diese und der Index von 1790 sowie dessen Ergänzung von 1805 lassen erkennen, wie sinnlos der Widerstand geworden war" 32 • Die Un– berechenbarkeit und Unbeständigkeit der Krone trug ihr Teil dazu bei, daß für die Entscheidungen von Cadiz der Weg geebnet wurde. Die Folgen ließen nicht auf sich wairten: in der Presse und auf den Kathedern konnte man die widersprüchlichsten Tendenzen bemer– ken. Cadiz wurde von großenteils durch Freimaurer finanzierten Zeitschriften überschwemmt 33 , die nunmehr begannen, ihren ge– fährlichen Einfluß aus,zuüben. Ungehindert durfte sich der reli– gionsfeindliche Geist der Aufklärung verbreiten. ,,Durch jene Re– form", schreibt Menendez Pelayo, ,,wurde Spanien in zwei Lager gespalten, die in unversöhnlichem Haß einander gegenüberstanden. Auf den Flügeln der Pressefreiheit gelangte die Stimme des Auf– ruhrs gegen die übernatürliche Ordnung bis an die entferntesten Grenzen der Halbinsel ... Das moralische Urteil stumpfte zu– sehends ab, die religiöse lndifferenz gewann an Boden; und weil der Thron im Kampf sein Pr,estige eingebüßt hatte; weil die reli– giöse Ordnung a:uf tausenderlei Art untergraben war; weil sich die Gruppenbildung im politischen Bereich nicht an Prinzipien [so etwas pflegte man nicht mehr Z1U haben], sondern an Haß und Rache, Gier und Furcht orientierte; weil die Köpfe voll Wind und die Herzen voll Hitterk,eit waren: begann am Ende die endlose Kette von Aktionen und Reaktionen, von Anarchie und Diktatur, 31 Menendez Pelayo a. a. 0. VI, S. 46. 32 a. a. 0. V, S. 214. 33 Menendez Pelayo a. a. 0. V, S. 47; R. Lambert: Mouvements ouvriers et socialistes. Chronologie et Bibliographie: L'Espagne (1750-1936), Paris 1953, stellte einen großen Teil dieser Veröffentlichungen zusammen.
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