BCCCAP00000000000000000000794

Person über Familie, Gemeinde, Landschaft und Stände bis zur subsidiären Spit,eninstanz. Wahrscheinlich haben jedoch die Tradi– tionalisten und namentlich Mella g,ewisse historische Einrichtungen wie Zünfte, Föderation und Monarchie überschät,t, was sich aus der apologetischen Grundhaltung ihrer Schriften l,eicht erklärt. Viel– leicht hätte man dem überzeitlichen Geist mittelalterlicher Insti– tutionen moderne Formen schaffen sollen; in dieser Hinsicht scheint Balmes vorbildlich gewesen zu sein. Nur Mella blieb hart um jeden Preis; der Liberalismus hatte ihn für imme,r gebl,endet. Wäre er zwanzig Jahre früher dahingegan– gen, dann hätte sein Werk nichts an Wert verloren, ja vielleicht gewonnen; denn der Liberalismus des zwanzigsten Jahrhunderts lohnte keinen Gegner mehr: er ging an sich selbst zug;runde. - Eine weitere Leistung der Tra:ditionalisten war die Bestimmung des spezifisch Spanischen. Gültig ist die These von der unaµflös– lichen Verbundenheit Spaniens mit dem katholischen Glauben. Gültig ist vielleicht die Fordemng nach der Monarchie und nach der Trennung von Politik und Verwaltung einerseits und Politik und Wirtschaft andrersdts durch weitestmögliche Dezentralisie– rung. Die Stellung des Traditionalismus zum Arbeiterproblem war ver– dienstlich; wiederum war es freilich Mella, der besser fünfzig Jahre früher gelebt hätte. In seinen Werken nimmt die soziale Frage einen verhältnismäßig geringen Raum ein, und auch da erschöpft er sich noch häufig in Gemeinplät,en und in der Verteidigung alter Institutionen, die keineswegs unersel31ich waren. Im übrigen besit,t er g,enug Vorzüge, die diesen Nachteil aufwiegen. He,rvorzuheben ist Aparisis nachdrückliches Argument, daß sich die Arbeiterfrage erst nach einer gründlichen Stabilisierung der politischen Verhält– nisse lösen läßt. Alle Traditionalisten sind darin einig, daß sie in der Wurzel eine religiöse F,rage ist und entsprech,end behandelt werden muß. Nicht nur die Prinzipien, auch einige praktische Vorschläge der Traditionalisten besit,en bleibenden Wert. Ich erinnere an ihre Aussagen über das Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer und an ihre Forderung nach einer umfassenden Arbeiterbildung, die noch heute Aktualität besit,t. Im allgemeinen arbeiteten sie keine Entwürfe zur Sozialfürsorge und Sozialversicherung aus, son– dern verlegten den Akzent auf die zwischenmenschlichen Bezie– hungen und zogen im übrigen die Privatinitiative nivellie,renden Staatseingriffen vor. Denn auch Gott hat den Menschen nicht deter– minierenden Geset,en unterworfen, sondern ihm - selbst auf Kosten der Ordnung - die Freiheit geschenkt; und so herrscht im 6 Fernandez, Staats- und Gesellschaftslehre 11.3

RkJQdWJsaXNoZXIy NDA3MTIz