BCCCAP00000000000000000000794

Der Katholizismus hatte damaJs viel von sieinem giesellschaftlichen und politischen Einfluß verloren 6 , während sich ,der Jansenismus namentlich im höheren Klerus festset,te 7 • Die religiöse Begeisterung der Ma:ssen war dahin 8 , die Inquisition gelähmt 9 und di,e Scho– laistik erstarrt. Die Universitäten wurden zum Instrument aufge– klärter Regierungen, die ein natürliches Interesse daran hatten, alle Lehrstühle mit Männern der neuen Richtung zu beset,en. Literatur und Malerei kopierten französische Vorbilder. Auch die Gesellschaftsordnung geriet in Umbruch. Zwar wurde die Monarchie al1s solche bis zrur Mitte des neunz,ehnten Jahrihunderts nicht bekämpft, während des achtzehnten J ahrhund.erts festigte man sie sogar, um ein willkommenes Gewicht gegen den Einfluß der Kirche zu besit,en 10 ; aber Autoren vom Rang P. Feij6os und Jovel– lanos' begannen heJ:1eits, .die KOllillpetenz des Souveräns zu umgr1en– z,en 11 • Im übrigen waren die Hauiptfehler der Monarchie ihr Zen– tralismus und ihr Nepotismus - ,die Geschichte der Bourbonen ist eine Geschichte ihrer Günstlinge. Den übergriffen des aufstrebenden Kapitalbürgertums waren die unteren Schichten ohne den Schuij ausges,eijt, den die soziale Struk– tur des Mittelalters ihnen noch geboten hatte. Das Hauptmittel sozialer Hilfe war im achtzehnten Jahrhundert ,die „Obra Pia". Als erster set,te sich ,der nauuralisierte Ire Don Bernard~no Ward in 6 Menendez Pelayo: Historia de los heterodoxos espaiioles, edici6n nacional, Madrid 1941, Bd. V Buch 4, Kap. 1 f. 7 Vgl. Fernandez Almagro: Odgenes del regimen constitucional en Espaiia, Barcelona 1928, S. 31, und Menendez Pelayo a. a. 0. Bd. V, S. 22 und 216: .Der Hauptherd des Jansenismus war der Salon der Condesa de Montijo, Doiia Marfa Francisca Portocarrero . . . Es handelte sich meist um Bischöfe und Kleriker. Ein weiterer Herd war die Colegiata de San lsidro . . . Fast alle Stellen der Inquisition waren mit Jansenisten oder deren Anhängern beset,t." 8 Vgl. v. a. F. J. Larra: .La .sociedad espaiiola a traves del teatro del siglo XIX, Madrid 1947, S. 7 ff. 9 Schon Philipp V. entschied einen Streit zwischen Abgeor-dneten und dem heiligen Offizium zugunsten der Abgeordneten. 1713 legte der Minister D. Mel– chor de Macanaz dem Rat von Kastilien eine Eingabe gegen die Inquisition vor. Diesmal siegte noch die Inquisition, und Macanaz wurde verbannt; aber schon 17 53 zeitigte seine Theorie, die spanischen Könige seien die Patronats– herren der Kirche, bedenkliche Folgen. Bedeutsam ist die Verhandlung gegen den gebildeten P. Feij6o, der ohne Zweifel vom Rationalismus der Epoche infiziert war; sie endete mit einem Freispruch, weil der König an Feij6os Schriften Gefallen fand. Derartige Eingriffe der weltlichen Macht in Angelegen– heiten des heiligen Offiziums wurden auch später beibehalten. 10 Vgl. Rodrfguez Casado a. a. 0. S. 18, und Menendez Pelayo a. a. 0. V, S. 37. 11 Vgl. L. Sanchez Agesta: Introducci6n al despotismo ilustrado, Arbor XVII (1950), S. 374 f.; und Fernandez Almagro: Orfgenes del regimen constitucional en Espaiia, Barcelona 1928, S. 18 f. 9

RkJQdWJsaXNoZXIy NDA3MTIz