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der Katholiken, deren Gründer der Jesuit Vicente war; ähnlich wie der Comt<e de Mun und der Marquis de la Tour du Pin in Frank-. reich gründete er 1864 in Manresa einen katholischen Arb-eiter– zirkel. Er schrieb 1893 sein aufsehenerregendes Werk „Socialismo y Anarqufa" und hielt bahnbrechende Vorträge auf der Semana Social de Madrid im Mai 1906. Seitdem wurden alljährlich ähn– liche Wochenkurse abgehalten, die freilich nur sehr schwach besucht wurden; die Woche von Sevilla (November 1908) und die von Santiago de Compostela (Juli 1909) befaßten sich sehr eingehend mit Fragen der Landwirtschaft, wie überhaupt diese Seite der sozialen Frage vom Katholizismus am stärksten gepflegt wurde. A. Marvaud 88 schreibt das dem Umstand zu, daß die Mehrheit der Industriearbeiter schon für den Sozialismus gewonnen war. Später wurde nach dem Muster des Mönchen-Gladbacher Volksvereins die „Acci6n Social Popular" gegründet, deren Tätigkeit die gesamte Halbinsel erfaßte 89 • Die Bischöfe verbreiteten die Lehre der Sozial– enzykliken und unterstülc,ten die Bildung von Unterrichtsz·entren. Severino Aznar errichtete 1908 im Madrider Seminar einen Lehr– stuhl für christliche Sozialwissenschaften. Es wurden drei Zeit– schriften gegründet: La Revista Cat61ica de Cuestiones Sociales, La Paz Social und Revista Social; ihr Einfluß reichte bis nach Süd– amerika 90 • Zusammen/assung Seit 1835 wurde die soziale Frage zum pofüischen Problem. Die Revolution von 1868 war ein Markstein in der Entwicklung. Von 1871 an ergriff die Regierung wirksame Maßnahmen. Zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gewann der Sozialismus durch den Zustrom von Intellektuellen starken Auftrieb und übte bis 1920 einen Druck auf die Regierung aus. Die ersten Gewerkschaften entstanden 1840 nach der Auflösung der Zünfte. Sie wurden bald von sozialistischem und namentlich bakuninistischem Gedankengut durchselc,t. Zu Anfang des zwanzig- 88 Marvaud a. a. 0. S. 193-206. 89 In Vizcaya entstanden Sozialwerke unter dem Patronat des hl. Vinzenz von Paul: Gesellschaften zur gegenseitigen Unterstü!:)ung, Schulen und Abendkurse, Arbeitsvermittlungen und Kassen unter Beteiligung der Arbeitgeber. In Madrid bestand seit 1896 der Nationalrat der katholischen Arbeiterverbände zur Ko– ordinierung der Diözesanräte und zur Durchführung kultureller Aufgaben. Der Nationalrat beteiligte sich auch an der Ausarbeitung der Sozialgese!3e. Vgl. Mar– vaud a. a. 0. S. 203 f. 90 Vgl. Aznar a.a.0. S. 175-177. Vorläufer der Sozialenzykliken in anderen Ländern sind Ketteler, Kolping, Hi!3e, Baron Karl von Vogelsang, Rene de la Tour de Pin, Kardinal Mermillod, Levie und Mabille; Toniolo und Kardinal Manning. 105

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