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der Krankheit im Schwinden des religiösen Empfindens 56 , das erst die wirtschaftlichen Mißstände ermöglichte, und erwarteten das Heil von der Kirche. Sie sahen in der Arbeiterfrage auch eine Strafe Gottes; gerade deshalb werde sie vorübergehen. Für Donoso war der Sieg der Kirche das Ende des Kampfes in der Geschichte: Auf den Sozialismus, sö glaubte er, wird die katholische Lösung fol– gen 57 • Mella glaubte, daß nach der Katastrophe „eine glänzende Morgenröte kommt, die uns eine erneuerte Gesellschaft bescheren muß" 58 • Und so nahm er denn zunächst die Haltung eines Zu– schauers ein: ,,Wohnen wir dem Kampf als Zuschauer bei ... , denn sehr bald wird an uns der Ruf ergehen, einzugreif,en und ihn bei– zulegen" 59 • ,,Die Revolution", sagte Aparisi im Jahre 1843, ,,die das schwach– sinnige Ministerium L6pez hinweggefegt hat, geht schweigend und furchterregend weiter. Die besii}losen Klassen, deren Lage sich schon seit langem nicht verbeösert, sondern verschlechtert, und die die Regierung nicht etwa erzieht, sondern verdirbt, werden sich eines Tages erheben ... Spanier, uns,ere politische R,evolution ver– wandelt sich unmerklich in eine Revolution der Gesellschaft!" 68 • Sechs Jahre vor den Wirren von 1868 wurden seine Worte noch eindringlicher: ,,Loja erschreckt mich; es ist ein Symptom einer entsei}lichen Krankheit unserer Gesellschaft. Glauben Si,e mir, meine Herren: wenn die Gesellschaft krank ist, ist nicht der Henker der richtige Arzt! ... Meine Herren Minister, die Revolution erhob in Loja ihr Haupt, und Sie haben si.e exekutiert; aber Sie wissen genau, daß sie lebt, nicht nur in Loja, sondern in allen Provinzen, daß sie immer mehr Anhänger findet und Gewehr bei Fuß auf die Parole wartet!" 61 • Diese Worte sollten sich furchtbar bewahr– heiten. Donoso schrieb 1851 an Maria Cristina, Arme und Reiche habe es immer gegeben, aber neu sei der totale Krieg zwischen Armen und Reichen. ,,Die besit,lose Klass·e, Majestät, erhebt sich heute nur des– halb gegen die Begüterten, weil deren Nächstenliebe erkaltet ist ... Hätten die Reichen nicht die Tugend der Caritas verloren, dann hätten die Armen nicht die Tugend der Geduld verloren'' 62 • Die gerechte Verteilung der Güter sei mißlungen, und nun würde der 56 Mella 0. C. VI, S. 129 f. 57 Donoso 0. C. II, S. 596. 58 Mella 0. C. XIV, S. 200. 59 ibd. XXIV S. 37. 60 Aparisi 0. C. III, S. 58. 61 ibd. II, S. 147. 62 Donoso 0. C. II, S. 596. 100

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