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69 KAPITEL V VON UNSERER WEISE ZU ARBEITEN Nr. 78 1. Gott Vater, der alles mit Weisheit und Liebe geschaffen hat, ruft durch die Arbeit alle zur Teilnahme am Werk der Schöpfung. Durch die Arbeit entspricht der Mensch dem ursprünglichen Plan Gottes, bringt sich selbst zur Reife, hilft dem Nächsten und trägt zur Verbesserung der Gesellschaft bei. 2. Jesus Christus, das Wort Gottes, hat menschliche Gestalt angenommen und so auch die Mühe der Arbeit erfahren. Ihr hat er eine neue Würde gegeben, indem er sie zu einem Werkzeug des Heils für alle erhob. Dies tat er dadurch, dass er mit seinen eigenen Händen arbeitete und menschliches Elend milderte oder das Reich Gottes verkündete. 3. Der Heilige Geist, Schöpfer und Heiligmacher, drängt die Kirche, das Evangelium der Arbeit zu verkünden, indem sie das Licht der Offenbarung mit dem Einsatz all derer verbindet, die sich bemühen, den echten Wert der Arbeit hervorzuheben und die Würde der Person zu schützen. 4. In der Nachfolge Christi hat Franziskus mit seinen eigenen Händen gearbeitet. Er hat auch seinen Willen zum Arbeiten bekundet und auf einzigartige Weise die Arbeit als Gnade betrachtet, die man annehmen und mit Dankbarkeit leben soll. Deswegen hat er seine Brüder entschieden ermahnt, den Müßiggang, den Feind der Seele, zu meiden und in Treue und Hingabe zu arbeiten. 5. Als seine treuen Nachfolger und entsprechend der Tradition der Kapuziner schätzen auch wir die Gnade der Arbeit, indem wir verantwortungsbewusst und frohen Herzens die tägliche Mühe und Last annehmen, zum Lobe Gottes und im Dienst seines Volkes. Bemühen wir uns, sorgfältig zu arbeiten und als wahre Minderbrüder die Lebensbedingungen jener zu teilen, die sich das Lebensnotwendige erarbeiten müssen. 6. Leben und fördern wir im Volk eine echte Spiritualität der Arbeit. Diese erhält ihr hellstes Licht vom österlichen Geheimnis Christi her und ist ein Mittel der Heiligung. Indem wir die Mühe jeden Tages auf uns nehmen, wirken wir mit dem Sohn Gottes mit an der Erlösung der Menschheit und an der Vollendung des Reiches Gottes. 7. Wir bezeugen den humanen Sinn der Arbeit, wenn sie in der Freiheit des Geistes ausgeführt und auf ihre wahre Natur als Mittel zum Lebensunterhalt und als Dienst zurückgeführt wird. Wenn wir diesen wesentlichen Aspekt evangelischer Armut leben, geben wir eine Antwort auf die Herausforderungen des Individualismus und auf die Reduktion der Arbeit zu einem Instrument bloßen ökonomischen Profits.

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