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115 KAPITEL X UNSER LEBEN IN GEHORSAM Nr. 158 1. Jesus Christus hat die Gestalt eines Sklaven angenommen und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz. So befreite er uns von der Knechtschaft der Sünde und offenbarte uns, dass menschliche Freiheit der Weg des Gehorsams gegenüber dem Willen des Vaters, und Gehorsam der Weg fortschreitenden Erwerbs wahrer Freiheit ist. 2. Im gläubigen Hören auf das fleischgewordene Wort und offen für die Eingebungen des Geistes entspricht die Kirche in gläubigem Gehorsam dem Plan der Liebe des Vaters, der sich selbst im Sohn offenbart und uns das Geheimnis seines Willens erkennen lässt. 3. In der Nachfolge Jesu, dessen Speise es war, den Willen des Vaters zu tun, ist der Christ berufen, jeden Tag durch vertrauensvollen Gehorsam in der Freiheit der Kinder Gottes zu wachsen. In ihm findet der Mensch seine volle Verwirklichung. Auf diese Weise geht der Christ aus sich selbst heraus und reinigt sich von den Götzen; er öffnet sich der Weite göttlichen Lebens und nimmt den heilbringenden Willen an, der seine Würde nicht mindert, sondern ihr größere Tiefe verleiht. 4. Der heilige Franziskus hat uns gelehrt, dass das Leben der Minderen Brüder im Gehorsam gegenüber Jesus Christus besteht, der im Evangelium und in den Sakramenten gegenwärtig ist. Franziskus gab sich vollständig Christus hin und behielt nichts von sich selbst für sich selber zurück. Im Gehorsam erkannte er die Vollkommenheit eines Lebens ohne Eigentum und entdeckte in ihm die Grundlage der Einheit mit Gott, mit der Kirche, mit den Brüdern, mit den Menschen und mit allen Kreaturen. 5. Auf Grund unseres Bemühens, im Gehorsam zu leben, wollen wir einander in der Liebe des Geistes dienen. Ungeachtet unseres Amtes streben wir nach dem letzten Platz in der Gemeinschaft der Jünger des Herrn und sind um der Liebe Gottes willen jeder menschlichen Kreatur untertan. 6. Wir wollen als Gemeinschaft von Brüdern aufmerksam auf den Heiligen Geist hören und in allen Ereignissen und Taten nach dem Willen Gottes fragen und ihn auch erfüllen. 7. So werden die Minister und die Guardiane, die sich in den Dienst der ihnen anvertrauten Brüder stellen, und die übrigen Brüder, die sich ihren Ministern im Glauben unterordnen, immer das tun, was Gott gefällt.

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