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108 KAPITEL IX UNSER APOSTOLISCHES LEBEN Nr. 146 1. Der Sohn Gottes wurde vom Vater in die Welt gesandt, damit er durch die Annahme der menschlichen Natur und geweiht mit der Salbung des Geistes den Armen die frohe Botschaft bringe, jene heile, die reuigen Herzens sind, den Gefangenen die Befreiung verkünde, den Blinden das Augenlicht wiedergebe und die Gnade des Herrn ausrufe. 2. Es war der Wille Christi, dass diese Sendung sich durch die Kraft des Heiligen Geistes in der Kirche fortsetze. Diese Sendung nimmt die Kirche als Gnade und eigentliche Berufung an und sieht in ihr den tiefsten Ausdruck ihrer Identität. 3. Derselbe Heilige Geist hat auch den heiligen Franziskus und seine apostolische Gemeinschaft von Brüdern erweckt, damit sie nach dem Beispiel Jesu und seiner ersten Jünger durch die Welt ziehen, Buße und Frieden predigen und so mit der Kirche an der Ausbreitung des Evangeliums mitwirken. 4. Dadurch dass unsere Brüdergemeinschaft dem Geist des Herrn und seinem heiligen Wirken gehorcht, erfüllt sie in der Kirche den schuldigen Dienst an allen Menschen, indem sie in Tat und Wort das Evangelium verkündet. Nr. 147 1. Im apostolischen Wirken wollen wir die unserem Charisma eigenen Merkmale in Formen ausdrücken, die den Bedingungen von Zeit und Ort am ehesten angemessen sind. 2. Das wichtigste Apostolat eines Minderen Bruders besteht darin, echt, schlicht und froh in der Welt das Evangelium zu leben. 3. Da das brüderliche Leben eine besondere Teilnahme an der Sendung Christi ist, drücken wir unser apostolisches Wirken durch eine innige und herzliche Hingabe an den Herrn Jesus aus, indem wir unsere brüderlichen Beziehungen immer echter gestalten und uns großherzig in die Sendung des Ordens einbinden lassen. 4. Alle Menschen wollen wir mit Achtung und Respekt behandeln und immer zum Gespräch bereit sein. 5. Nach dem Beispiel Christi und des heiligen Franziskus ziehen wir es vor, den Armen das Evangelium zu verkünden. Doch ohne Scheu wollen wir auch jene, die über Macht verfügen und das Schicksal der Völker lenken, zur Umkehr und Wahrhaftigkeit, zur Gerechtigkeit und zum Frieden des Evangeliums rufen.